2020-02-12 An den Grenzen der Komfortzone lauert der Schweinehund
Wege gegen die Selbstsabotage
Wenn dir morgens schon beim Aufwachen der Schweinehund ins Ohr flüstert: „Bleib doch einfach liegen“, spätestens dann stellt sich die Frage, ob hier ein Freund oder Feind am Werke ist? Jede der rund 60 Besucherinnen und 2 Besucher des DONNA-Vortrags zum Thema „Innerer Schweinehund“ kann problemlos mehrere Situationen aufzählen, in denen ein Schweinehund das Leben schwer macht: Buchführung, Ablage, schwierige Gespräche aber auch Sport oder die geliebte Schokolade.
Wenn es im beruflichen Alltag darum geht, Ziele zu erreichen, ist so ein Schweinehund äußerst hinderlich. Grund genug, einmal genau hinzusehen. Referentin Christiane Lüpken, die ihren persönlichen Schweinehund gerne „Horst“ nennt, nimmt das Phänomen in einem unterhaltsamen und berührenden Abend unter die Lupe. Eingeladen hatten das DONNA Unternehmerinnen-Netzwerk gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum Frau & Beruf in die Konferenzräume des Flughafens Dortmund.
Erste Regel: wir müssen wissen, mit wem wir es zu tun haben, denn es gibt ganz unterschiedliche Arten von Schweinehunden. Ein häufiger Vertreter ist der Bequeme. „Wir bewegen uns immer nur dann, wenn es wehtut. Weg vom Schmerz. Oder aber hin zur Freude. Die Gegenformel für den bequemen Schweinehund lautet daher Motivation“, erläutert die Steinfurther Referentin: „Wir müssen den Schmerz steigern, indem wir unseren Druck erhöhen oder aber für Belohnungen sorgen, um diesen Schweinehund zu überwinden.“
“Do or do not! There is no Try.“
Meister Yoda
Die Wurzeln für Selbstsabotage und Aufschieberitis sind nicht immer offensichtlich. Oft liegen die Gründe dafür tief in unserem Unterbewussten verborgen. Doch wenn wir genau hinhören, was wir sagen und denken, werden schon auf sprachlicher Ebene die Weichen für Aufschieben oder Anpacken deutlich.
Der Satz „ich muss“, erzeugt unnötig Druck und damit Gegendruck. „Ich versuche“ impliziert, das klappt sowieso nicht. Und auf jeden Satz, der mit „eigentlich“ beginnt, folgt logisch ein „Aber“. Referentin Lüpken plädiert dafür, all diese Sätze komplett aus der eigenen Sprache und Gedankenwelt zu verbannen und empfiehlt, tendenziell unliebsame Dinge mit „Ich wähle jetzt, dies oder jenes zu tun.“ einzuleiten. Damit erlangt man auch sprachlich die Macht über sein Handeln und ist nicht nur gezwungen, bestimmte Dinge zu tun. Oder um es mit Meister Yoda aus StarWars zu sagen: “Do or do not! There is no Try.“
Kuscheln am Rande der Komfortzone
Menschen sind Gewohnheitstiere und lieben all die Dinge, die ihnen vertraut sind. Die fühlen sich richtig an, hier kennt man sich aus. Nur dumm, dass im Geschäftsleben die meisten Ziele außerhalb dieser kuscheligen Komfortzone liegen. Doch kaum wollen wir sie verlassen, lauern dort unsere hartnäckigsten Schweinehunde. „An der Grenze der Komfortzone treten Zweifel, Gegenargumente und Ängste auf“, erläutert Christiane Lüpken; „Dann lassen wir etwas lieber sein. Doch im Business müssen wir immer wieder aus dieser Komfortzone raus.“
Warum tun wir uns mit dem Verlassen des Vertrauten so schwer? Ein Grund liegt in den negativen Botschaften, die sich seit Kindesbeinen in unser Unterbewusstsein gegraben haben: ‚Pass auf, du kannst das nicht, Vorsicht, du bist noch zu klein‘ und vieles mehr. Anschaulich demonstrierte die Referentin dies an einem Blatt Papier, dem unbeschrieben Blatt, das wir als Kind mal waren, das mit jeder Botschaft weiter einknickt, bis nur noch ein zerknülltes Etwas übrig bleibt.
Als Erwachsene bleiben Selbstsabotageprogramme übrig, die uns permanent entmutigen. Wie sehr, konnten die Teilnehmerinnen in einer Partnerübung erspüren. Während Partnerin A einen Plan vorstellte, hatte Partnerin B zwei Minuten lang die Aufgabe, dazwischen zu grätschen, wahllos zu entmutigen, zu kritisieren und nieder zu machen. Die Wirkung war drastisch: von grausam über entmutigend bis niederschmetternd beschrieben die Teilnehmerinnen ihre Empfindungen. In wenigen Sekunden verpuffte alle Energie und die Schwere, mit der der innere Schweinehund uns gelegentlich begegnet, war deutlich zu spüren.
Christiane Lüpken rät diesen Selbstsaboteuren permanent positive Affirmationen entgegenzusetzen, um uns selbst zu bestärken: „Sagen Sie sich immer wieder: ‚Du kannst das, Du bist gut, Du schaffst das‘, am besten jeden Tag. Irgendwann glauben Sie das und fühlen das auch.“
„Wenn sich das Warum stark anfühlt, wird es zu einem Magnet!“
Ein weiterer Ansatzpunkt im Umgang mit dem Schweinehund ist die Wahl der eigenen Ziele. Nur wenn Kopf und Herz im Einklang sind, können sich innere Blockaden auflösen: „Denn unser Unterbewusstsein ist so viel stärker als unser Verstand. Solange die unbewussten Saboteure am Werk sind, erreichen wir unsere Ziele nicht“, sagt Referentin Lüpken und ergänzt: „Suchen Sie das Warum und Ihre tiefe Motivation. Irgendwann kommen Sie an ein Ziel, das Ihr Herz zum Puckern bringt. Dann haben Sie eine wirklich starke Motivation.“
Und diese Motivation braucht es im Kampf gegen den inneren Schweinehund, da waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des DONNA-Vortrags einig. Sie alle genossen den inspirierenden Vortrag und das angenehme Ambiente in den Konferenzräumen, die der Flughafen Dortmund dem Unternehmerinnen Netzwerk zur Verfügung gestellt hat: „Wir fühlen uns hier immer sehr wohl, und sind sehr dankbar, dass der Flughafen unser Netzwerk auf diese Weise unterstützt. Wir waren nun zum fünften Mal hier und kommen auch gerne wieder“, sagt Beate Fleck, Vorsitzende von DONNA.
Auch Ursula Bobitka vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf freute sich über die rundum gelungene Veranstaltung: „Es hat sich gezeigt, dass wirklich jede mit dem ein oder anderen Schweinehund zu kämpfen hat und dass positive Zielsetzung, Bestärkung und Selbstmotivation wichtige Faktoren für den beruflichen Erfolg sind. Wir werden das Thema in unserem Expertinnen-Zirkel für weibliche Führungskräfte weiter vertiefen.“
Die Frage nach dem ‚Warum‘ ist nun auch Thema der kommenden internen Netzwerkveranstaltung von DONNA. Der nächste öffentliche DONNA-Vortrag befasst sich mit Texten fürs Web und findet am 11. Mai 2020 im Technologiezentrum in Schwerte statt.